Heute gibt es  wieder eine Gast-Rezension. Diesmal zu „Die Horde des Windes“ vom Splitter Verlag. Unser Kritiker heute ist unser Freund und Unterstützer: Dennis von GameCritix.de. Wer Dennis kennt, weiß dass sich dieser gern quer durch fast alle unsere angebotenen Genre durchliest. Er ist dabei immer auf der Suche nach dem einen oder anderen besonderen Werk über das man dann mal reden und / oder schreiben sollte. So auch diesmal geschehen als Dennis sich mit „Die Horde des Windes“ auseinandergesetzt hat.

Für mich persönlich ist die Zeit gekommen mal die Comicleser etwas intensiver auf den Splitter Verlag aufmerksam zu machen. Es folgt in den kommenden Wochen zwar zu Splitter noch ein separates Feature, hierbei möchte ich aber auf ein Einzelwerk aufmerksam machen: „Die Horde des Windes„. Das Werk wurde umgesetzt von Éric Henninot (Autor und Zeichner). Hierbei handelt es sich um eine Comic Umsetzung des prämierten Romans „La Horde Du Contrevent“ des französischen Schriftstellers Alain Damasio aus dem Jahr 2006. Das Werk verfügt bereits über mehrere Umsetzungsversuche, ob als Videospiel oder als Serie, alle scheiterten bisher. Dabei ist der Stoff aber sehr beliebt, auch wenn es an einer deutschen Version des Romans immer noch fehlt.

Entgegen den bisher gescheiterten Umsetzungsversuchen in andere Medien, hat es Zeichner und Autor Èric Henninot geschafft Die Horde des Windes erfolgreich umzusetzen. Hier zeigt sich auch wieder die Stärke und das Feingefühl des Splitter-Verlages, solche Werke zu drucken und in Deutschland zu veröffentlichen. Wer auch immer den Katalog für Splitter kuratiert, hat ein besonderes Gespür für relevante Geschichten.

Wo die Geschichte der 34. Horde stattfindet ist unklar. Ist es ein postapokalyptisches Setting in einer fernen Zukunft, ein Paralleluniversum oder ein fremder Planet? Man weiß es nicht und es ist eigentlich auch für die Geschichte von keiner entscheidender Bedeutung. Wichtig ist für uns und die Menschen in dieser Welt nur zu wissen, dass der Planet und die darauf herrschenden Winde absolut lebensunfreundlich sind. Diese Winde zwingen die Menschen vornehmlich dazu unter der Erde zu wohnen. Die Oberflächen der Städte sind meist aerodynamisch erbaut um den Wetterbedingungen möglichst optimal zu trotzen. Unsere Geschichte beginnt auch in einer dieser Städte, in Aberlass. Dort existiert eine Gilde, deren Aufgabe es ist Kinder über ihre komplette Jugend hinweg zu trainieren, gegen den Anlaufen. Rekruitiert auf Lebenszeit, werden diese Kinder in Gruppen (Die Horde) zusammen großgezogen um diese auf ihre Pilgerreise vorzubereiten. Denn die Aufgabe der Horde ist es, von Aberlass bis zu dem Ursprung der starken Winde zu reisen.

Bisher sind 33 Horden aufgebrochen. Keiner dieser Pilger hat den Weg bis zum Ursprung der Winde erreicht. Nun begleiten wir die 34. Horde bei ihrem Versuch diesen scheinbar endlosen Weg zu begehen. Als Jugendliche begeben sich die Hordler auf die Reise. Bereits der erste Band dieser dreiteiligen Reihe gibt uns einen kurzen Abriss über die ersten 27 Pilgerjahre dieser Einheit. Die Comicumsetzung visualisiert dabei, wieviel Spuren diese Reise bei jedem Einzelnen hinterlassen hat. Im Laufe der Zeit hat die Horde Verluste gehabt, die immer wieder durch neue Mitglieder ersetzt wurden. Dies verändert die Gruppendynamik und Lagerbildungen sind unausweichlich. Hinzukommende Zweifel über den Sinn und Zweck einer solch beschwerlichen Pilgerreise, hinterlassen bei den Menschen ebenso Spuren, wie der Wind selbst.

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Die Pilger sind aber nicht aufgrund ihres technischen Stands dazu gezwungen die Reise zu Fuss anzutreten. Es gibt bereits Flugschiffe die elegant zwischen den Stationen des Pilgerpfads hin und her reisen. Die Konventionen gebieten es aber die Reise auf dem denkbar schwersten Weg zu absolvieren. Die Windverhältnisse sowie das das teilweise unmögliche Terrain, sind aber nicht die einzigen Gefahren, denen sich diese Horde auszusetzen hat. Die Welt ist gespickt mit Intrigen, Gesetzlosen und einer Verfolgertruppe deren wahres Motiv noch nicht so richtig klar ist.

Als Leser nimmt man immer eine Beobachterstellung ein. Man darf dabei zusehen, wie die Gruppe zu der Entscheidung gedrungen wird, sich selbst zu zerfleischen oder im Verbund Lösungen zu erarbeiten.  Diese spannende Geschichte wird dazu getragen von den imposanten Zeichnungen von Henninot. Gerade die Darstellung der Landschaft geschieht auf möglichst großen Panels um ein Gefühl dieser Welt zu transportieren. Ein Gefühl von Weite, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, von Möglichkeiten und menschlichen Grenzen. Die Bilder zeigen eindrucksvoll, dass die sturmgepeitschte Landschaft die Horde jederzeit dominiert. Zur Symbolisierung der Windkräfte werden vom Auto Soundwords genutzt, die einem das Pfeifen der Winde direkt in den Kopf transportieren.

Mittlerweile sind die ersten beiden Bände erschienen. Jeder Einzelne lesenswert. Ich habe sehr von dem unverbrauchten Setting profitiert. Gerade in letzter Zeit habe ich sehr viel Science Fiction konsumiert (Olympus Mons, Heiligtum, Mars – im Übrigen alles Werke aus dem Splitter Verlag), so dass Die Horde des Windes eine gelungene Abwechslung war. Vermutlich in dieser Form auch nicht so schnell wieder zu finden ist. Ich lege jedem Comicenthusiasten dieses Werk ans Herz, spätestens bei Erscheinung eines Sammelbandes sollte man hier zugreifen.