Dieser Comic hat mich getroffen wie ein Faustschlag in den Magen, ein Watschen ins Gesicht und eine wüst entgegen geschleuderte Triade von Worten, welche man nicht hören will, denen man sich aber aus irgendeinem Grund auch nicht entziehen möchte.

Der Protagonist, ein Fettwanst dessen Erschaffer mit Akribie  eine unansehnliche Hülle um eben diesen webt und zu allem Überfluss auch nicht davor zurückschreckt eine Drudennase in sein rundes Pfannekuchengesicht zu modellieren.

So gewappnet für die Welt der ersten 200 Seiten im beginnenden Band der Quattrologie dieses Geschichtsuniversums, kann der geneigte Leser seine Schubladen öffnen und den Avantgarde hineinwerfen, um ihn  genüsslich im Mehl seiner eigenen weltlichen Erfahrungen zu wälzen. Nachdem man nun das Salz der Geschichte, nämlich die erhoffte Offenbarung eines Massenmörders, hinzufügt, sind die Messer des Lesers gewetzt und zum Filetieren des vermeintlichen Opfers bereit.

Als bekennender Fan des geschriebenen und mit Bildern gestalteten Wortes war ich über die emotionale Tiefe der oft textarmen Darstellungen in diesem Comic  überrascht und zugleich fasziniert.

Der Zeichner und Erzähler schafft es, mit zum Teil minimalistischen schwarz/weißen Darstellungen den Leser zu führen und von Beginn an zu fesseln. Gerade diese gewählte Darstellungsform bewirkt den Kontrast zum BLAST, dessen irre, grelle und bunte Darstellung dem Außenstehenden ansatzweise die emotionale Verfassung des Protagonisten vermitteln soll.

Und damit sind wir beim Kern der Geschichte der „BLAST“, ein wiederkehrendes und erhofftes emotionales Ereignis, dessen Auftreten den Matador auf einem unsichtbaren wilden Stier durch die Arenen seines Daseins reiten lässt, die Seiten des vor einem liegenden Comics stellvertretend für sein Leben verwüstet, ihn letztlich erschöpft zu Boden ringt und …

Quelle: https://www.reprodukt.com/Produkt/blast/blast-1-masse/

Wer nun meint, die hier angepriesene  Geschichte sei einfach erzählt, da ein Verhör bei der Polizei eben ein Frage- und Antwortspiel ist und die Antworten auf ebendiese Fragen nun einmal schwarz oder weiß sind, dem sei gesagt, auch hier bildet die Darstellung des Comics einen Kontrast, nämlich dass es Grauzonen gibt und auch der Leser einen irren emotionalen  BLAST erfährt, wenn er den Hauptdarsteller erneut bewerten muss.

Nundann möchte ich mich nicht an die bereits viel zitierten Worte halten „Leider hatte ich keine Zeit dir einen kurzen Brief zu schreiben“, wobei die Empfängerin des Briefes eines berühmten Dichters lange Ausführungen in den Händen hielt, und hier eine kurze Rezession zum Besten geben:

Wer bereit ist, ein Comic in Etappen zu genießen und sich auf dem wilden Ritt der herausragenden, trefflich fetten, unansehnlichen, narzisstischen, intelligenten, sinnreichen, pfannekuchengesichtigen, drudennasigen  Hauptattraktion auf insgesamt 800 Seiten überraschen sowie schockieren zu lassen, dem möchte ich dieses vierbändige Werk aller wärmstens empfehlen.